Archive für Kategorie: words

Ich bin schon wieder über zwei Artikel gestolpert. Der Eine ist aus der Berliner Zeitung und beschreibt mögliche Probleme der Berliner Polizei bei der korrekten Ansprache von Personen. Der Zweite ist aus der Neuen Züricher Zeitung. Es bemängelt, dass bestimmte Formulierungen verboten werden und Text damit zur inhaltsleeren Phrase verkommt. Im Text der Berliner Zeitung heißt es: „Fragen Sie im Zweifel nach, nutzen Sie Selbstbezeichnungen Betroffener, reflektieren Sie Ihren eigenen Sprachgebrauch“ (zitiert aus der Handlungsanweisung der Berliner Polizei). Also der Fussballfan wird dann mit: „Oi, Mate“ angesprochen? Auch der Obdachlose, der seinem Kumpel mitteilt, er wäre schon ein armes Schwein. Möchte sicher nicht so angesprochen werden. Randell Kennedy hat in seinem Buch „nigger – The Strange Carrier of a Troublesome Word“ bereits darauf hingewiesen, dass einige Bezeichnungen in einer Peergroup okay sind [Nachtrag: Siehe dazu u.a S. 35 und S.41], für Fremde jedoch nicht. Von der Nutzung der Selbstbezeichnung ist abzusehen.

Der Artikel der NZZ startet mit einer Betrachtung des Gebrauchs von Anführungszeichen (Gänsefüsschen, allg. als Auszeichnung des Textes betrachtet). Er kommt zu dem Schluß: „Wörter, die in Anführungszeichen auftreten, deuten darauf hin, dass sie in einem uneigentlichen Sinn verwendet werden. Das Gesagte ist nicht das Gemeinte, man geht auf Distanz zur wörtlichen Bedeutung oder gibt zu erkennen, dass dahinter noch etwas anderes stecke. Was genau, ist selten restlos klar. Wenn Begriffe im übertragenen Sinn verwendet werden, bleibt ihre Bedeutung in der Unschärfe“

Das kaputte Schweizer Armeemesser

Haben Sie schon einmal versucht eine Schraube mit einem Schweizer Armeemesser einzudrehen (oder zu lösen)? Es gibt ja einige Modelle mit mehreren Schraubendrehern. Eine Schraube geht vielleicht noch, aber spätestens nach der Zweiten, wird es echt mühsam. Man kann nicht richtig zupacken, rutscht ab, quetscht oder verletzt sich. Alles in allem nicht schön. Man(-n) oder auch Frau möchte einen richtigen Schraubendreher, am besten mit Akku.

Und genau so kommt mir zu Zeit die deutsche Sprache vor. Wir wollen möglichst viele Funktionen hineintun (Geschlechtergerechtigkeit, Antirassismus, …) und vergessen dabei den eigentlichen Zweck. Besser gesagt einen Hauptzweck. Wir müssen mit unserer Sprache kommunizieren. Das heißt verstanden werden. Sie nutzen können. Und das muss leicht gehen, sonst macht das keiner. Am Ende des Artikels der BZ heißt es: „Per Lautsprecher richtete sich die Polizei „an die ehemaligen Versammlungsteilnehmenden“. Die wollten oder konnten die Polizei nicht verstehen.“

Sprache als Waffe

Die NZZ geht sogar noch weiter: „Im einen Fall wird Sprache zur Waffe überhöht, die ihren Benutzern eine gefährliche Macht verleiht und deswegen nur mit äusserster Vorsicht zu gebrauchen ist.“ Es geht hier um die Bedeutungshoheit über Wörter. Wer diese Bedeutungshoheit besitzt, der darf auch definieren was erlaubt ist und was nicht. Welche Wörter erlaubt sind und welche nicht. Und der Gebrauch von verbotenen Wörter führt natürlich sofort zum Ausschluss aus Gemeinschaft, inklusive Sprechverbot.

Grundgesetz §3

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. (Hervorhebungen von mir.)

Peter Eisenberg zum Thema Gendern:

Weitere Quellen:

Ich habe zunächst ein Probekapitel dieses Buches im Internet gefunden und war von den anschaulichen Beispielen begeistert. Mein Linguistikstudium liegt schon ein paar Jahre zurück, dennoch war ich interessiert zu erfahren, wie der Rest des Buches ist.

Entgegen der Kapitelaufteilung des Buches sehe ich zwei Hauptteile: Planung und Datenerhebung (Kap. 1 und 2) und Datenauswertung und Analyse (Kap. 3). Es gibt noch ein sehr kurzes viertes und letztes Kapitel zum Thema Gestaltung des Forschungsberichts. Die ersten beiden Kapitel beschäftigen sich mit der Planung und Durchführung einer Studie und das konsequent orientiert an sprachwissenschaftlichen Problemen. Ich gestehe: Ich habe diese beiden Kapitel überflogen. Dennoch sind mir zwei Dinge aufgefallen: Das Layout mit breitem Seitensteg und den Keywords ist sehr übersichtlich und hilft bereits Gelesenes leicht wieder zufinden. Einige Überlegungen hätte ich mir zu meiner Studienzeit so klar ausgesprochen gewünscht. Das beginnt bereits auf den erste Seiten mit Durchführbarkeit und Machbarkeit. Hört sich trivial an – ist es aber nicht.

Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung

Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung

Mein Hauptinteresse galt dem Kapitel drei Datenauswertung und Datenanalyse. Dort finden sich die wichtigsten Grundbegriffe (Signifikanz, Korrelation, …) und grundlegende Tests. Den Rest des Beitrags lesen »

Google und das Recht auf vergessen

Update 30.12.2021: Link zur Website hiddenfromgoogle entfernt, da diese jetzt Online-Games bewirbt.

Als ein spanisches Gericht das Recht auf vergessen erfand, war der Jubel groß. Endlich würde der Normalbürger ohne viel Anstrengung mißliebige Suchtreffer löschen lassen können. Schon kurze Zeit später bemerkten große Websites, dass (möglicherweise) wichtige Informationen ‚gelöscht‘ wurden. Gelöscht wird ja eigentlich nichts, nur angezeigt wird in bestimmten Ländern nicht mehr alles. Hatten wir vorher auch schon, nur eben nicht so einfach für jedermann, sondern nur aus Staatsräson, wenn man in Deutschland keine Hakenkreuze finden durfte. Jetzt haben wir eine Website, die die getilgten Treffer von Google wieder anzeigt. War ja klar, was versteckt wird, wird gleich doppelt interessant.

Screenshot der Website 'Hidden from Google'

Screenshot der Website ‚Hidden from Google‘

Na das hat ja großartig funktioniert.

Anonyme Editoren aus dem Bundestag

Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist. So die gängige Meinung. Aber andererseits klar ist, dass die krummen Hunde von „da oben“ uns manipulieren. Sitzen in ihren Büros und beauftragen unterbezahlte Praktikanten mit dem Tuning ihrer Wikipedia-Einträge. Aber wir haben sie auf dem Kieker. Der Twitter-Bot @bundesedit twittert jede Änderung die aus dem Netz von Bundesbehörden anonym vorgenommen wurde. Erschreckend – die ganzen Rechtschreibfehler. Aber da muss ich wohl ganz ruhig sein.

Screenshot des Twitter-Accounts bundesedit

Screenshot des Twitter-Accounts bundesedit

Schon etwas älter, aber immer noch sehr schön: Visualisierung des Wegfalls von Lauten in verschiedenen Sprachen.

Und scheint gar nicht „so …“ schwer – nur mit grep *hust*.
Gefunden übrigens bei Flowing Data von Nathan Yau. Und hier wär‘ dann das Original: Copenhagen Institute of Interaction Design und der Macher Kenneth Aleksander Robertsen.

Jetzt reichts mir! Es heißt: gib nicht gebe! Nein, nicht gebe deine Stimme ab. Nicht, gebe Darlehen.

Ausschnitt einer Website mit Werbebanner

Gib!!! Nicht Gebe. Von mir kriegt ihr nüscht, erst richtch schreim.

Es nervt einfach! Es gibt unregelmäßige Verben und die kann man auch benutzen. Aus e wird i. Imperativ Singular (Aufforderung, Einzahl), endet mit einem Ausrufezeichen! Um beim nächsten esse gibt es auf die …

Update: Der Duden-Newsletter (21. September 2012) beschäftigt sich auch mit diesem Thema: „e/i-Wechsel bei starken Verben“. Leider gibt es keine Vorschau des aktuellen Textes (bzw. ich habe keine gefunden), aber hier geht’s zu Anmeldung. Ich zitier mal:

Bei fast allen starken Verben, die im Infinitiv ein e bzw. ä oder ö haben, wechselt historisch bedingt der Stammvokal in bestimmten Formen zu i. Die davon betroffenen Formen sind die 2. und 3. Person Singular Präsens sowie der Imperativ Singular. Deshalb sagen wir das Eis schmilzt (von schmelzen), das Licht erlischt (von erlöschen), lies bitte lauter (vonlesen), wirf das weg (von werfen) etc.

Heißt es nicht immer: Das Wichtigste zu erst?

Notärztlich versorgt und im Krankenhaus operiert werden musste ein siebenjähriger Junge in Lichtenberg, nachdem ihn ein Hund in Kopf und Arm gebissen hatte.

(aus dem Berliner Tagesspiegel vom 27.02.2012)

Dann sollte dieser Satz wohl lauten:

Ein siebenjähriger Junge wurde von einen Hund angefallen und musste danach medizinisch versorgt werden.

Die Dramatik mit Notarzt und das künstliche Aufblähen (aus eins mach zwei) sind dann natürlich weg. Dann ist es leider nur ein ganz alltäglicher Vorfall. Als mich ein Hund gebissen hatte, habe ich knapp fünf Jahre keinen Hund mehr angefasst (… und auch nicht am Puschelschwanz gezogen). Der Tagesspiegel schnitzt öfters nochmal an seinen Überschriften. Im Feedreader kommen jedoch alle Versionen an, was einen netten Einblick in die Arbeit der Schlussredeaktion ergibt. Die geänderte Fassung gibts hier.

Zwei unterschiedlicheTagesspiegel-Überschriften

Fakten scheinbar unklar

Geänderte Überschriften im Tagesspiegel

Weitere geänderte Überschriften

Aggressive Sprechweise, rüpelhaftes Auftreten, muß die Nummer Eins spielen. Permanente Besserwisserei, sagt jedem, was er zu tun hat, hört aber niemandem zu. Kommunikation als Einbahnstraße.

Danisch.de » Blog Archive » Wie die deutsche Internet-Kinderpornosperre zustande kam – und zugrunde ging.

Nachtrag: Weil’s so schön ist, nochmal nachtreten:

… betrachtet es aber als Zeitverschwendung und Tätigkeit für Waschlappen, sich sachkundig zu machen. Hat damit Erfolg, ist unglaublich eingebildet, kommt sich ganz toll vor, hat aber eigentlich keine Ahnung wovon sie redet und merkt vor lauter Erfolgsbesoffenheit und Eigenbegeisterung nicht, wie lächerlich sie sich macht, weil sie den letzten Mist daherredet.

Langer Artikel, aber unbedingt lesen!

Die Sau durch’s Dorf … bis es nicht mehr geht. Die Meldung und die Aufregung sind anscheinend nicht tot zu kriegen:

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis kriminelle Banden oder Terroristen virtuelle Bomben zur Verfügung haben.

(Friedrich in der FAZ)

Mit virtuell und Virtualität habe ich immer Probleme. Man kann sich nicht wirklich etwas darunter vorstellen, kein Wunder, es hat sie kaum jemand gesehen.

Den Rest des Beitrags lesen »

Bloß nichts falsch machen! Das denkt sich auch die Deutsche Post. Die Angst vor Fehlern und Falschem kommt auch bei der Beschriftung der Postfächer bzw. des Rückgabepostfachs hervor.

Postfächer

Postfach für die Rückgabe falsch sortierter Sendungen

Wer also einen falsch einsortierten Brief in seinem Postfach findet soll den an einem Sammelfach zurückgeben:

Rückgabe unrichtig eingelegter Sendungen.

Naja, wenn ihr meint. Unrichtig ist so’n bischen richtig (das steckt ja im Wort drin) und auf keinen Fall so richtig voll falsch. Eingelegt? Gurken? Da legt jemand Briefe ein? Das passt einfach nicht.

Mein Gegenvorschlag zur Beschriftung:

Falscher Empfänger? Bitte geben Sie hier falsch einsortierte Sendungen zurück. Danke.